Alfred Fenz
Elektroingenieur. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Alfred Fenz wurde am 22.2.1920 in Wien geboren. Von 1926 bis 1934 war er bei den "Kinderfreunden". Er arbeitete als Elektroingenieur.
Gruppe "Soldatenrat"
Alfred Fenz war Mitglied der Gruppe "Soldatenrat". Diese Widerstandsgruppe verfolgte vorrangig das Ziel, Angehörige der Wehrmacht zur Desertion aufzufordern. Alfred Fenz beteiligte sich in diesem Zusammenhang an der Versendung von Flugschriften, die direkt an deutsche Wehrmachtsoldaten gerichtet waren. Der "Soldatenrat" war von Alfred Rabofsky gegründet worden. Ihm gehörten auch Anni Gräf, Elfriede Hartmann, Leopoldine Kovarik und Ernestine Diwisch an, alle Genannten wurden hingerichtet.
Festnahme, Inschutznahme des späteren Justizministers Christian Broda, Hinrichtung
Alfred Fenz wurde am 23. April 1942 festgenommen und von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich behandelt, sowie am 25. September 1943 vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Während seiner Verhöre durch die Wiener Gestapo schützte Fenz ausdrücklich den Verdächtigten Christian Broda, den späteren Justizminister Österreichs, indem er betonte, dass dieser aus dem kommunistischen Jugendverband Österreich ausgeschlossen worden sei und „mit ihm deshalb keine Zusammenarbeit gewünscht wurde“. Mutmaßlich nur durch diese Aussage (und eine ebenso entlastende seitens Alfred Rabofsky) überlebte Broda knapp das NS-Regime.
Alfred Fenz wurde am 2.11.1943 im Landesgericht I in Wien hingerichtet, am gleichen Tag wie Elfriede Hartmann und Leopoldine Kovarik.
Aus dem Urteil
“Der Angeklagte Fenz hat als führender Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes in Wien und Umgegend durch Werbung von Mitgliedern, Teilnahme an zahlreichen Besprechungen mit führenden Funktionären des KJV und mit ihm unterstellten auswärtigen Ortsleitern sowie durch laufende Verbreitung von Druckschriften den komm. Hochverrat organisatorisch und agitatorisch bis in das Jahr 1942 hinein vorbereitet. Er hat ferner durch Teilnahme an der Vorbereitung von Sabotageanschlägen sowie durch dahingehende Aufforderungen an die ihm unterstellten auswärtigen Ortsgruppenleiter sowie durch Verbreitung von zahlreichen Handzetteln mit der Aufforderung zur Verhinderung der Arbeitsleistung, endlich durch Sammlung von Feldpostanschriften zum Zwecke der Versendung einer Schrift wehrkraftzersetzenden Inhalts an Wehrmachtsangehörige und Vorbereitung einer solchen Versendung es versucht, die Wehrmacht zur Erfüllung ihrer Schutzpflicht gegenüber dem Deutschen Reich untauglich zu machen und den Willen des deutschen Volkes zur wehrhaften Selbstbehauptung zu lähmen und zu zersetzen. Er wird deshalb zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt. Auch hat er die Kosten des Verfahrens zu tragen.”
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
- Wikipedia: Alfred Fenz
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien